Links- und Rechtshändigkeit: Unterschiede, Herausforderungen und Unterstützung für Linkshänder
Die Händigkeit eines Menschen – also die bevorzugte Nutzung einer Hand für feinmotorische Tätigkeiten – ist ein bedeutendes neurobiologisches Merkmal. Während die Mehrheit der Bevölkerung rechtshändig ist, gibt es auch einen nicht unerheblichen Anteil an Linkshändern. Diese Gruppen unterscheiden sich nicht nur in ihrer Motorik, sondern auch in bestimmten kognitiven und psychologischen Aspekten. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede zwischen Links- und Rechtshändern, die Herausforderungen des Umlernens, Schwierigkeiten beim Schreiben für Linkshänder und mögliche Unterstützungsmaßnahmen.
Etwa 85–90 % der Weltbevölkerung sind Rechtshänder, während Linkshänder etwa 10–15 % ausmachen. Beidhändigkeit (Ambidextrie) ist selten. Studien legen nahe, dass Händigkeit genetisch beeinflusst wird, jedoch auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Linkshändigkeit tritt familiär gehäuft auf, jedoch nicht mit einer einfachen Mendelschen Vererbungsregel.
Links- und Rechtshänder zeigen Unterschiede in ihrer Hirnorganisation. Während bei den meisten Rechtshändern die linke Gehirnhälfte für Sprache und motorische Kontrolle dominiert, ist dies bei Linkshändern variabler. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Linkshänder tendenziell eine ausgeglichenere Nutzung beider Gehirnhälften aufweisen, was ihnen in manchen kreativen oder räumlichen Aufgaben Vorteile verschaffen könnte.
Kulturell gibt es zahlreiche Mythen über Linkshänder. Man sagt ihnen nach, kreativer, innovativer und unabhängiger zu sein, während Rechtshänder als strukturierter und analytischer gelten. Wissenschaftliche Belege für solche pauschalen Charaktereigenschaften sind jedoch begrenzt.
Historisch wurden Linkshänder häufig gezwungen, mit der rechten Hand zu schreiben. Dieses Umlernen kann gravierende Nachteile mit sich bringen, darunter motorische Unsicherheiten, Konzentrationsprobleme, verminderte Schreibgeschwindigkeit und sogar Sprachstörungen wie Stottern. Heute rät die Wissenschaft dringend davon ab, Kinder auf die rechte Hand umzutrainieren.
Linkshänder stehen vor besonderen Herausforderungen beim Schreiben:
- Schmierendes Schreiben: Durch die Schreibrichtung von links nach rechts verwischen Linkshänder oft die Tinte.
- Unbequeme Handhaltung: Manche Linkshänder entwickeln eine „Hakenhaltung“, um zu vermeiden, dass ihre Hand über die Schrift gleitet.
- Schreibgeräte und Material: Viele Werkzeuge, wie Scheren oder Füllfederhalter, sind für Rechtshänder optimiert, was Linkshändern das Schreiben erschwert.
Um Linkshänder im Alltag und besonders in der Schule zu unterstützen, sind einige Maßnahmen hilfreich:
- Verwendung von speziellen Schreibgeräten (z. B. Füller mit abgeschrägter Feder für Linkshänder).
- Anpassung der Sitzordnung, damit keine Platzkonflikte mit rechtshändigen Sitznachbarn entstehen.
- Lehrer und Eltern sollten auf die natürliche Handpräferenz des Kindes achten und es nicht zum Umlernen drängen.
- Kalligrafie- und Schreibtrainings können helfen, eine ergonomische und effiziente Schreibhaltung zu entwickeln.
Linkshänder sind eine Minderheit, die historisch benachteiligt wurde, heute jedoch zunehmend Unterstützung erfährt. Wissenschaftlich gibt es Hinweise auf funktionale Unterschiede zwischen Links- und Rechtshändern, wobei stereotype Zuschreibungen kritisch zu hinterfragen sind. Besonders im Bildungssystem sollten Lehrkräfte und Eltern auf die Bedürfnisse von linkshändigen Kindern eingehen, um ihnen eine gleichwertige Entwicklungschance zu ermöglichen.