15. November 2025

Häusliche Gewalt gegen Frauen, Kinder – und auch Männer

Häusliche Gewalt bezeichnet alle Formen von körperlicher, psychischer oder sexueller Gewalt, die im privaten Umfeld stattfinden – etwa innerhalb einer Partnerschaft, Ehe oder Familie. Sie umfasst Schläge, Drohungen, Demütigungen, Kontrolle, sexuelle Übergriffe oder das Entziehen von Geld und Zuneigung.

In Deutschland und Österreich wird jährlich eine große Zahl von Fällen häuslicher Gewalt registriert. Die meisten Opfer sind Frauen, doch auch Männer und Kinder sind betroffen. Neben den offiziellen Zahlen gibt es eine hohe Dunkelziffer, weil viele Betroffene aus Angst, Scham oder Abhängigkeit keine Anzeige erstatten.

Zwar sind Frauen häufiger Opfer, doch auch Männer erleben Gewalt in Beziehungen. Sie sprechen seltener darüber, weil gesellschaftliche Vorstellungen von Stärke und Scham sie daran hindern. Gewalt in Beziehungen ist keine Frage des Geschlechts – sie entsteht aus Machtungleichgewicht, Kontrolle und emotionaler Abhängigkeit.

Wenn ein Elternteil den anderen schlägt, bedroht oder beleidigt, hat das schwerwiegende Folgen für die ganze Familie. Kinder sind in solchen Haushalten doppelt betroffen: als stille Zeugen oder selbst als Opfer. Sie erleben Angst, Hilflosigkeit und Loyalitätskonflikte. Oft übernehmen sie Verantwortung, die sie überfordert, oder glauben, sie seien schuld.
Auch wenn Kinder nicht direkt geschlagen werden, leiden sie unter dem Klima der Gewalt. Langfristig kann das zu seelischen Verletzungen, Angststörungen, Aggressivität oder Rückzug führen. Manche Kinder übernehmen das Verhalten der Eltern und wiederholen später selbst Gewaltmuster.

Gewalt entsteht selten plötzlich. Häufig beginnt sie mit psychischer Kontrolle – etwa Eifersucht, Isolation oder ständiger Kritik. Im Lauf der Zeit kann sie sich zu körperlicher oder sexualisierter Gewalt entwickeln. Spätestens dann muss eingegriffen werden, aber auch psychische Gewalt darf nicht verharmlost werden.

Wer sollte eingreifen?

  • Betroffene selbst: Niemand muss Gewalt hinnehmen. Hilfe zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Schritt in Richtung Sicherheit.
  • Freunde, Nachbarn, Familie: Wenn jemand Anzeichen von Gewalt bemerkt, ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben, Unterstützung anzubieten und im Notfall Hilfe zu holen.
  • Lehrkräfte, Ärztinnen, Erzieher: Sie sollten wachsam sein, wenn Kinder Anzeichen von Vernachlässigung oder Gewalt zeigen.
  • Polizei und Jugendämter: Im akuten Fall müssen Schutzmaßnahmen eingeleitet werden, etwa Betretungsverbote oder Inobhutnahmen von Kindern.

In Deutschland und Österreich gibt es Hilfetelefone, Frauenhäuser, Gewaltschutzzentren und Beratungsstellen. Sie bieten Schutzräume, psychologische Betreuung und rechtliche Beratung an – für Frauen, Männer und Kinder. Es existieren auch spezielle Angebote für männliche Opfer, die in der Öffentlichkeit oft weniger bekannt sind.

Kinder, die in einem gewaltvollen Haushalt leben, tragen schwere emotionale Lasten. Sie verlieren das Vertrauen in ihre Bezugspersonen und entwickeln oft Schuldgefühle. Häufig haben sie Schwierigkeiten, stabile Beziehungen aufzubauen oder Konflikte gewaltfrei zu lösen. Es ist daher entscheidend, dass Kinder aus solchen Situationen frühzeitig herausgeholt und psychologisch betreut werden.

Häusliche Gewalt ist kein privates Problem – sie betrifft uns alle. Gesellschaft, Nachbarschaft, Schule und Politik müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen, damit Betroffene Schutz und Unterstützung finden. Prävention, Aufklärung und konsequentes Handeln sind die wichtigsten Schritte, um Gewalt zu durchbrechen.

Häusliche Gewalt zerstört Vertrauen, Liebe und Geborgenheit – die Grundpfeiler jeder Familie. Sie endet erst, wenn sie erkannt und nicht mehr verschwiegen wird. Jede und jeder kann helfen, Gewalt sichtbar zu machen – und damit Leben verändern.

Gewalt gegen Frauen Hotline: 116 016 (Deutschland)

Für Österreich gibt es eine umfassende Webseite, wo sich jeder hinwenden kann.

https://www.gewaltinfo.at/