3. November 2025

Was heißt „Pro-Aging“?

„Pro-Aging“ ist eine Haltung und Bewegung, die Alter(n) nicht als Fehler, Makel oder etwas, das man unbedingt kaschieren muss, betrachtet, sondern als normalen, natürlichen Teil des Lebens. Pro-Aging bedeutet:

  • Akzeptanz der physischen, psychischen und sozialen Veränderungen, die mit dem Älterwerden verbunden sind.
  • Fokus auf Gesundheit, Wohlbefinden und Selbstachtung statt auf bloßes Jung‐Bleiben oder Verjüngung um jeden Preis.
  • Selbstbestimmte Entscheidungen darüber, wie man altert – mit oder ohne ästhetische Eingriffe –, ohne Druck durch gesellschaftliche Normen oder Schönheitsideale.

Im Gegensatz dazu steht „Anti-Aging“, das oft impliziert, gegen die Zeichen des Alters anzukämpfen oder sie zu verbergen – etwa durch kosmetische Eingriffe, strenge Diäten, Schönheitsprodukte etc.

Warum gewinnt „Pro-Aging“ zunehmend an Bedeutung?

  1. Gesellschaftlicher Wandel: Die Lebenserwartung steigt, die demografische Struktur verändert sich – mehr Menschen werden älter, viele bleiben lange aktiv und interessiert an Lebensqualität statt nur an Aussehen.
  2. Kritik am Schönheitsideal: Der Druck, jung auszusehen, ist in vielen Kulturen stark – auch verstärkt durch Medien, Social Media, Werbung. Pro-Aging widerspricht diesem Druck, spricht Themen wie Altersdiskriminierung („Ageism“) an.
  3. Psychische Gesundheit & Wohlbefinden: Wer lernt, sich selbst zu akzeptieren, kann Stress reduzieren, Selbstwertgefühl stärken und Lebensfreude behalten.
  4. Ästhetik neu denken: Es gibt eine Verschiebung weg von Perfektion hin zu Authentizität – sichtbare Falten, Altersflecken, graues Haar werden zunehmend als Teil der Schönheit wahrgenommen und nicht versteckt.

Einige bekannte Persönlichkeiten sprechen offen über Pro-Aging, leben danach oder lehnen übertriebenen Schönheitsdruck ab:

  • Jamie Lee Curtis sagt: „This word ‘anti-aging’ has to be struck. I am pro-aging. I want to age with intelligence and grace and dignity and verve and energy.“
  • Gwyneth Paltrow wurde gelobt, als sie auf Social Media ihr natürliches, unretuschiertes Hautbild zeigte – mit Falten, sichtbaren Linien – und damit einen Kontrapunkt setzt zu editierter Perfektion.
  • Tess Holliday feiert ihr Älterwerden, spricht gegen Schönheitsstandards, äußert, dass sie sich mit 40 schöner und wohler fühlt als mit 20, und betont, wie wichtig es ist, sichtbare Zeichen des Alterns anzunehmen.
  • Helen Mirren ist ein weiteres Beispiel. Sie spricht davon, dass Alterung mehr bedeutet als äußere Erscheinung – Akzeptanz, Würde, wer man ist.

Während „gegen Pro-Aging“ vielleicht zu stark klingt, gibt es doch viele Prominente und Haltungsträger, die sich stark am Anti-Aging orientieren – durch Schönheitsbehandlungen, kosmetische Eingriffe oder Pflegeprodukte, die Jugend versprechen. Einige Beispiele:

  • Es gibt Ärzte wie Jean-Louis Sebagh, die stark im Bereich der kosmetischen Chirurgie und Anti-Aging‐Behandlungen tätig sind.
  • Auch Firmen und Marken, die Produkte klar mit dem Versprechen „Jugendlichkeit bewahren“, „Falten glätten“ und Ähnlichem bewerben, perpetuieren Anti-Aging-Ideale.

Allerdings ist zu beachten: Viele, die Anti-Aging nutzen, lehnen Pro-Aging gar nicht völlig ab, sondern kombinieren „altern natürlich lassen“ mit sanften Eingriffen.

Vorteile des Pro-Aging-Ansatzes:

  • Mehr Selbstakzeptanz, weniger Druck und Stress.
  • Authentizität: man bleibt man selbst, auch mit dem Alter.
  • Oft nachhaltiger und gesünderer Lebensstil (Pflege, Ernährung, Bewegung etc.), der nicht ausschließlich auf kosmetische Lösungen setzt.
  • Reduzierung von Altersdiskriminierung, mehr Respekt gegenüber älteren Menschen.

Mögliche Herausforderungen:

  • Gesellschaftlicher Druck ist stark – viele fühlen sich trotzdem unsicher, wenn sie „nicht mehr aussehen wie früher“.
  • In manchen Branchen (z. B. Schauspiel, Mode, Medien) kann der Druck besonders hoch sein, jugendlich auszusehen.
  • Pro-Aging heißt nicht automatisch „kein Pflegeprodukt, kein Eingriff“ – jeder muss selbst entscheiden, was sich gut anfühlt.

Wie lebt man Pro-Aging sinnvoll?

  • Pflege und Gesundheit: Balance finden – Ernährung, ausreichender Schlaf, Bewegung und Vermeidung von Lebensgewohnheiten, die früh Altern beschleunigen (z. B. übermäßige Sonne, Rauchen).
  • Akzeptanz: Die eigenen Veränderungen akzeptieren – Falten, graue Haare, andere körperliche Veränderungen – als Teil der Lebensgeschichte.
  • Bewusste Entscheidungsfreiheit: Eingriffe oder Pflege müssen keine Tabus sein, aber sie sollten bewusst gewählt sein – nicht aus sozialem Druck.
  • Vorbilder suchen: Menschen, die zeigen, dass Alter mit Würde, Stil und Selbstbewusstsein gelebt werden kann.
  • Kultur verändern: Offener über Alter und Schönheit sprechen, Medien und Werbung hinterfragen, Diversität in der Darstellung älterer Menschen fördern.